Im Tal der Leoparden, am Zenit des unentdeckten Afrikas

Sambia gilt immer noch als eines der touristisch „unberührtesten“ Länder - sowohl Afrikas als auch weltweit. Zu Beginn meiner achttägigen Reise ins südliche Afrika habe ich mich gefragt, warum Sambia, das als ausgezeichnete Safari-Destination wahrgenommen und wegen seiner Ursprünglichkeit auch als „The real Africa“ bezeichnet wird, diesen Ruf hat und sich vor allem auch bewahren kann. Was macht dieses Land im Herzen des beeindruckenden Kontinents so außergewöhnlich, dass es dem Massentourismus trotzen kann und unter „erfahrenen“ Safari-Abenteurern immer noch als Geheimtipp weiterempfohlen wird? Um es vorweg zu nehmen: Ich habe eine Antwort gefunden. Und die ist vielmehr ein Gefühl als eine Auflistung von Fakten…

Unser Ziel nach Abreise aus München, ist der South Luangwa Nationalpark, mit über 9.000 km² Fläche eines der größten Tierschutzgebiete in Sambia. Von Nord nach Süd beträgt das Parkausmaß rund sieben Autostunden, von Ost nach West sind es rund 2,5 Autostunden – auch wenn im South Luangwa keine Rhinos leben, ist der Artenreichtum einfach nur atemberaubend. Sanfte Auen und Galeriewälder, trockener Mopanewald und typische Leberwurstbäume und Baobabs zeichnen das Landschaftsbild aus. Die Uferlandschaften beheimaten zudem unter anderem Giraffen, Elefanten, Büffel und Krokodile. Während den Walks und den Fotosafaris in offenen Fahrzeugen zeigen sich Leoparden, Löwen und Flusspferde – Nachtsafaris, die noch einmal ein anderes Bild vermitteln, sind ebenso erlaubt. Dabei sind spezielle Tierarten zum Teil nur hier, in diesem Tal und Umgebung, zu beobachten. Die hohe Dichte an Raubkatzen hat dem Park auch zu seinem Spitznamen, „Tal der Leoparden“, verholfen.

Mit Emirates fliegen wir komfortabel und mit angenehmen Umsteigezeiten über Dubai nach Lusaka. Die Abwicklung der Einreiseformalitäten, zum Beispiel die Bezahlung des Visums, läuft ebenfalls unkompliziert ab. Da der Wartebereich für Anschlussflüge, die alle von einem Gate abgefertigt werden, sehr überschaubar ist, empfehle ich, lange Umsteigezeiten zu vermeiden oder, falls es nicht anders möglich ist, am Flughafen ein Tageszimmer in einem Cityhotel zu buchen. Doch für uns ging es nahtlos weiter - rund 1,5 Flugstunden in einer mit 30 Sitzen relativ großen Maschine der Proflight-Flotte. Mfuwe Airport ist ein internationaler, wenn auch kleiner Flughafen. Wer hier ankommt, hat eine Mission: Auf Pirsch zu gehen! Es kann losgehen, ich bin bereit für mein persönliches Sambia-Abenteuer. Je nach Lage des Camps dauert die Fahrt entlang gut befahrbarer Straßen und kleiner Dörfer vom Mfuwe Airport zum South Luangwa Nationalpark-Eingang rund 45-60 Minuten. Wir verbringen jeweils zwei Nächte im Robins House, im Tena Tena Camp, im Nsefu Camp und im Lion Camp.

Das Robins House ist eine ganz besondere Unterkunft: Das rustikale Haus ist die ehemalige Privatresidenz von Robin Pope. Als geschlossene Einheit mit super Ausstattung wie einem Pool, einem tollen Deck, Bar und Essensbereich (sowohl drinnen als auch draußen), zwei Schlafzimmern, Babysitterservice und einem eigenen Mitarbeiterteam ist Robins House bestens für Familien oder Gruppen bis zu fünf Personen geeignet und eine super Basis für Walking Safaris, Game Drives. Den Park erreicht man per Boot oder über einen Ponton.

Das Tena Tena Camp ist definitiv eine Unterkunft für Naturliebhaber – und zwar solche, die keine Scheu haben, Flora und Fauna wirklich „hautnah“ zu erleben. Das Camp liegt innerhalb des Parks und ist ein reines, komplett offenes Zeltcamp mit entspannter Atmosphäre und einem tollen Team. Die sechs Zelte sind rundum mit einem Moskitonetz versehen und mit vollständig offenen Badezimmern, die über eine Dusche verfügen, ausgestattet. Der Bar- und Restaurantbereich ist ebenfalls offen und nur mit einer Zeltplane überdacht. Ein absolutes Highlight ist die Tatsache, dass Tena Tena über die perfekte Location verfügt, um Leoparden zu sehen. Das Nsefu Camp, meine nächste Unterkunft, ist von hier aus in ca. 3-4 Stunden zu Fuß erreichbar. Um das Gepäck muss man sich keine Sorgen machen, darum kümmern sich die Mitarbeiter.

Nsefu war das erste Camp im Park und steht dementsprechend unter Denkmalschutz – deshalb haben die sechs Rondavels, die sehr nah aneinander liegen, auch im wahrsten Sinne des Wortes eine unzertrennliche Verbindung zum Boden und werden dem modernen Wunsch nach Freiraum nur bedingt gerecht. Jedes Rondavel verfügt über ein angebautes, überdachtes, einfaches, aber sehr sauberes Badezimmer. Zudem gibt es eine kleine private Terrasse mit tollem Flussblick und eine angenehme, abendliche Brise, die für echtes Wohlgefühl sorgen. Vorm Dinner treffen wir uns an der Bar, die bei Regen auch als Alternative zum Dinner unter freiem Himmel Unterschlupf gewährt. Wir lassen den Tag am Lagerfeuer wunderbar entspannt ausklingen. Den Weg zum Rondavel bewältigt man, auch im Dunkeln, gut alleine. Die Lage der Unterkünfte – immer in Ruf- und Sichtweite – hat eben doch auch ihre Vorteile. Wir waren uns alle einig, dass das Areal rund um Nsefu mit das beste im gesamten Park ist, das schließt auch die warmen Quellen, die man während der Drives besuchen kann, ein. Der Begriff Authentizität hat hier, in diesem Buschcamp, wirklich seine Berechtigung.

Das Lion Camp, unsere vierte Unterkunft auf der Reise, bietet speziell im September und Oktober jede Menge Wildtiere in unmittelbarer Nähe, denn der ausgetrocknete Fluss wird von der Lodge mit Wasser vollgepumpt und lockt so die Tiere an. Das Camp liegt im Nationalpark und ist ungefähr 60 Kilometer, also nach etwa 2,5 bis 3 Stunden Transfer vom Flughafen aus erreicht. Ein eigener Hide, erstklassiges Essen mit passender Weinbegleitung an separaten Tischen, eine kleine Bibliothek und ein eigener Raum mit PC für Fotografen sowie Walking Safaris und Game Drives – pro Fahrzeug ist die Personenanzahl auf sechs begrenzt –zeichnen die Lodge unter anderem aus. Der Pool befindet sich mitten im Hauptbereich, dafür haben die sieben Chalets einen Balkon, auf dem man ausreichend Privatsphäre genießen kann. Die Zimmer sind mit erhöhten Stegen miteinander verbunden, zwei Deluxezimmer verfügen über größere Außenbereiche mit Sitzmöglichkeiten und Außenbadewanne.

Während unserer Tour haben wir den South Luangwa Nationalpark aus ganz unterschiedlichen Perspektiven erlebt – die einzelnen Camps, die wir in Form einer Site Inspection besuchten, haben uns einen guten Überblick dazu gegeben, wie unterschiedlich die Unterkünfte sind und durch welche Details sie sich in Hinblick auf Gästewünsche auszeichnen. Das Nkwali Camp liegt außerhalb des Parks, eröffnet aber über den Luangwa den Blick in den Nationalpark hinein. Das Camp mit sechs Zelten ist gemütlich und urig, allerdings wirken die angelegten Straßen und Pisten in diesem Bereich etwas künstlich. Den Park selbst erreicht man per Boot oder über einen Ponton. Je nach Wasserstand ist man auch mit dem Landrover, der einen auf die andere Flussseite bringt, unterwegs. Nahe dem Haupteingang, ebenfalls auf der Flussseite außerhalb des Parks, befindet sich das Luangwa River Camp. Das auf verschiedenen Ebenen angeordnete Camp bietet gemauerte, geschlossene Suiten und einen festen, überdachten Restaurantbereich. Vom Gefühl her verbindet es den Komfort einer Lodge mit der Intimität eines Buschcamps. Das nächste Village ist von hier aus nur 15 Minuten entfernt, während der Regenzeit kann man direkt mit dem Boot vor das Camp fahren.

Einen großen Teil unserer Zeit haben wir auch mit dem Besuch der schönen Unterkünfte von Time+Tide verbracht. Das ganzjährig geöffnete Time+Tide Chinzombo ist als Ausgangspunkt rund 20 Kilometer von allen saisonalen Camps entfernt. Zu Fuß sind die saisonalen Unterkünfte maximal 14 Kilometer bzw. 4,5 Stunden voneinander getrennt, zwischen den Camps werden zudem Sleepouts organisiert. Time+Tide Chinzombo verfügt über sechs Zimmer mit eigenem Plunge Pool, darunter auch einen Family Room. Gegen Aufpreis können ein Sleepout under the Stars organisiert sowie Spa Behandlungen angefragt werden. Je nach Wunsch werden die Mahlzeiten als Communal oder Private Dining arrangiert. Die spannenden Projekte der Time+Tide Foundation werden auf Wunsch im Game Drive inkludiert. Besonders spektakulär sind drei der fünf Chalets des Time+Tide Luwi, die als Treehouse in Bäume eingearbeitet sind. Das 5. (Honeymoon) Chalet befindet sich ganz am Ende des Camps in erhöhter Lage mit Blick auf den Luwi River. Dieser ist nur in der Regenzeit gefüllt – zu dieser Zeit finden entsprechend die Bootstouren statt. Das Camp hat zwischen Mai und Oktober geöffnet und wird komplett mit Solar betrieben. Es gibt keine Badezimmer, aber eine Außendusche und eine Toilette. Das Camp ist sehr authentisch, tief in den Park eingebettet und legt den Fokus auf Walks, bei denen besonders gut Löwen und Wildhunde beobachtet werden können.

Ebenfalls zwischen Mai und Oktober geöffnet und mit Solarenergie betrieben ist Time+Tide Nsolo. Die fünf Zimmer liegen erhöht, der Hauptbereich ist allerdings etwas größer als im Luwi Camp. Nsolo ist ebenfalls ein hervorragendes Walking Camp und führt das Feld an, wenn es um die Sichtung von Wildhunden geht. Das Frühstück wird immer am Feuer, außerhalb der Main Area, serviert.

Über ebenfalls fünf Suiten, die mit Innen- und Außendusche sowie Toiletten ausgestattet sind, und den Frühstücksservice am Feuer verfügt Time+Tide Kakuli. Es ist das einzige direkt am Luangwa-Fluss gelegene und dadurch mit großartigen Ausblicken versehene Bush Camp.  Die „Tore“ des Camps sind von Januar bis April und von Mai bis November, wenn der Park seine volle Schönheit entfaltet, geöffnet. Vom Main Gate befindet es sich rund zwei Stunden entfernt, die Lage sorgt für zahlreiche Begegnungen mit Hippos, Elefanten und Giraffen rund um das Camp.

Das Time+Tide Mchenja ist ein klassisches Bush Camp mit fünf Chalets – eines ist speziell für Familien mit maximal fünf Personen konzipiert. Das Alter der Kinder spielt im Camp keine Rolle, nur bei den Drives muss für Familien, die mit Kindern bis elf Jahre reisen, ein eigenes Fahrzeug gebucht werden. Die Chalets sind mit Badewannen ausgestattet, ein Pool steht ebenfalls für alle Gäste bereit. Die wunderschöne Lage am Luangwa River wird auch für den Frühstücksservice, der hier und nicht am Tisch im Hauptbereich stattfindet, genutzt. Vom Main Gate ist das Camp rund zwei Stunden entfernt, vom Flughafen – inklusive Game Drive – ungefähr 2,5 Stunden.

Allen Time+Tide Unterkünften gleich ist, dass die Zimmer ein schließbares Fenster haben, in das die Mitarbeiter morgens Tee oder Kaffee stellen, ohne die Gäste beim Schlafen zu stören. Was gibt es Besseres, als mitten in Sambia, von Kaffeeduft geweckt zu werden? Eine weitere Besonderheit ist, dass die Fahrzeuge prinzipiell kein Dach haben – allerdings wird dieses ab Oktober wieder montiert, um die Gäste vor Hitze zu schützen. Auf Anfrage finden die Drives aber auch „oben ohne“ statt.

Für den perfekten Überblick haben wir uns auch das Kaingo Camp und das Mwamba Camp von Shenton Safaris angeschaut.

Das Kaingo Camp wurde 1992 eröffnet und ist eines der letzten Camps im South Luangwa, das sich in Familienbesitz befindet. Verschiedene Hides sind speziell für die Beobachtung von Hippos, Elefanten und Bee-Eater ausgelegt. Eine mobile Variante erweitert die „Sichtungs-Ausbeute“, ebenso wie die weitläufige Fläche rund um das Camp, die regelmäßig für Begegnungen mit Leoparden und Löwen sorgt – natürlich aus sicherer Distanz. Im Elephant Star Bed lässt sich gegen Aufpreis eine ganz besondere Nacht verbringen. Für alle anderen Tage stehen sechs Zimmer, davon eins für bis zu sechs Personen, bereit. Das Camp erreicht man vom Flughafen aus in rund 2 Stunden und 40 Minuten – auf dem Weg liegt die Camp-eigene Plantage, auf der Gemüse angebaut wird.

Wer auch noch einen Aufenthalt im Mwamba Camp bucht, kann sich auf eine tolle Kombination freuen. Das rustikale Camp ist entweder zu Fuß in rund drei Stunden oder im Fahrzeug, inklusive Pirschfahrt, erreichbar. Mit nur vier Zimmern in Form von traditionellen Riedhäusern, die großzügige Freiluft-Badezimmer und eine Art Dachfenster mit Blick in den Sternenhimmel umfassen, ist das Camp klein und persönlich – auch was die Benennung der Chalets betrifft: Jedes Chalet erhält den Namen des Baums, von dem es geschützt wird, nämlich Gardenia, Fig, Ebony und Sausage. Für Kinder besteht ein Mindestalter von 12 Jahren. Gäste des Mwamba kommen aufgrund der Freifläche um das Camp ebenfalls in den Genuss, mit bloßem Auge Leoparden und Löwen beobachten zu können.

Aller Abschied ist schwer. Von Mfuwe geht es nach Lusaka und weiter über Dubai zurück nach München – alternativ gibt es aber auch Direktverbindungen nach Malawi. Auch in diese Richtung ist die Abwicklung der Formalitäten für den Flug nach Lusaka ganz einfach.

Was mir in den letzten Tagen besonders aufgefallen ist, ist das besondere, persönliche Ambiente, mit denen die Safari Camps geführt werden. Authentizität und Individualität haben im Umgang mit den Gästen absolute Priorität. Das Flair ist anhand der Serviceleistungen, Einrichtung und beispielsweise auch der Umsetzung der Safaris in Worte zu fassen, aber hinzu kommt ein Gefühl, das mit dem Aufenthalt einhergeht, das sich eben nur vor Ort und nicht in Bildern und Sätzen einfangen lässt. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass es einen „geübten“ Safari-Urlauber bedarf, der Sambia in all seiner Schönheit und Besonderheit zu schätzen weiß – als Neuling oder Kunde, der eine spezielle Art von Luxus liebt, ist dieses Land im Herzen Afrikas eventuell nicht die richtige Wahl.

Im Vordergrund steht die Nähe zur Natur – und das bedeutet, hier und da Abstriche in Bezug auf die Annehmlichkeiten des modernen Lebensstils, zum Beispiel in Form von WiFi-Zugang, zu machen. Für mich persönlich sind diese „Einschränkungen“ echte Bereicherungen. Denn das Erleben wird aufgrund der fehlenden zeitgenössischen Ablenkung intensiviert und die Sinne wieder für Wesentliches sensibilisiert. Es geht um beeindruckende Landschaft, tolle Community Projekte und das respektvolle Miteinander – zwischenmenschlich und im Umgang mit der Natur.

Hier in Sambia hatte ich meine schönsten Safari-Erlebnisse, innerhalb von einer Woche begegnete ich sechs Leoparden und einem Leopardenbaby. Ich erfuhr während der Walking-Safaris, wie einheimische Pflanzen zum Beispiel auch als Medizin oder zum Kochen verwendet werden und ich habe, unter anderem bei einem stimmungsvollen Grillabend mit Fackeln und beim überraschenden Anblick von acht schlafenden Löwen, mein persönliches Afrikabild etwas angepasst und mich neu in diesen Kontinent verliebt.

Ein Reisebericht von Verena Augustin